Stadtperron und Trittsteine

Team Studio Vulkan

Qualitäten & Defizite


Stadträumlich mangelt es dem Gesamtperimeter an Aufenthaltsqualität, obwohl ein grosses Potenzial in der räumlichen Lage des Bahnhofes (zwischen zwei Flüssen) liegt. Rund um den Bahnhof sind die meisten Strassenzüge verkehrsorientiert. Sowohl der motorisierte und individual Verkehr, als auch der öffentliche Verkehr erzeugen eine starke visuelle und physische Zäsur und wirken oft als Barriere. Der Bezug zur Limmat geht dadurch verloren und die Uferbereiche sind nicht als Stadträume zu erkennen – dort liegt ein grosses Verbesserungspotenzial.



Die Fussgängerströme sind stark geführt und verhindern eine flächige und freie Entdeckung des Stadtraumes. Ausserdem haben die Velo-Fahrenden keine eigene Infrastruktur und müssen durch viele unsichere Querungen passieren. Stadtklimatisch ist der Perimeter stark versiegelt und steht unter extremer Wärmebelastung. Die Nähe des Wassers gehört zu den Hauptelementen worauf man sich stützen sollte, um die Situation langfristig zu verbessern.

Leitidee & Zukunftsbild 2050


Die Leitidee gliedert klare Stadträume die eine robuste und übergeordnete Vision abzeichnen. Die Grüne Spitze bildet rund um den historischen Bahnhof einen zusammenhängenden Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität am Wasser. Das Raumkontinuum befindet sich im Innern der «grünen Spitze» und entsteht aus der Abfolge folgender Stadträume: Platzspitz / Bahnhofhalle / Bahnhofstrasse / See als zentrale Freiraumachse. Vier Trittsteine markieren die Köpfe und Übergänge zu den angrenzenden Quartieren. Sie sind im Zusammenhang mit den Quartieren unterschiedlich programmiert.



Ein übergeordnetes System aus starken Nord-Süd Ufern (Limmat- und Sihlquai) und Querverbindungen verweben die obengenannten Stadträume in Längs- und Querbeziehungen. Sie werden teilweise als Promenaden oder als Passerellen zur Einbindung der Halbinsel ausgebildet. Schliesslich verwebt das Stadtperron den Bahnhof mit der Stadt. Es schafft eine klare Orientierung um den Bahnhof und bündelt die Ein- und Ausgänge ins Shopville. Zudem gilt es als Sharing-Schicht für die Mobilität und bildet einen durchgehenden Raum um den Bahnhof.

Orte & Stadtraum


Die Vision wird auf unterschiedlichen Ebenen abgewickelt. Ein Leitersystem mit starken Nord-Süd Beziehungen und einer Vernetzung zum Stadtraum (mit neuen Zugängen) wird als unterirdische Raumfigur vorgeschlagen. Die Funktionalität des Shopville wird dadurch gestärkt und die Stadtanschlüsse werden umgenutzt: Zugänge über das Stadtperron und den Bahnhofplatz, sowie freies Queren auf EG-Ebene spielen die UG-Bereiche frei. Oberirdisch kann durch eine Reduktion der Fahrbahnflächen Platz für qualitative und vielfältige Orte geschaffen werden. Der Bahnhofquai und das Papierwerd-Areal werden als Teil der grünen Spitze in einen klassischen innerstädtischen Stadtpark ausgebildet.



Die Gessnerallee bringt die wilde Sihl in die Stadt und wird zur Adresse des Hauptbahnhofes. Innerhalb des Raumkontinuums kann der Bahnhofplatz als repräsentativer Platz gestaltet werden. Im Norden wird der Vorplatz vom Landesmuseum zum Platz am Bahnhof. Die Trittsteine Europaplatz und Sihlquai gelten als Adresse für die dahinter liegenden Quartiere, wohingegen die Brücken der Trittsteine Central und Walcheplatz zu Plätzen werden.

Schlüsselthemen & Vertiefung


Diese robuste stadträumliche Vision gilt als Grundlage für eine sozialräumliche, stadtklimatische und verkehrliche Vision. Ein maximaler Anteil des öffentlichen Stadtraumes soll für das Gehen, das Verweilen und den Freiraum priorisiert werden. Die Minimierung der Fahrbahnflächen mit Hilfe von hohen Personendichten im Verkehr wird erzielt. Die Bedeutung des öffentlichen Verkehrs und Velos wird entsprechend erhöht. Ein flüssiger Verkehr mit moderaten Geschwindigkeiten und reduzierten Trennwirkungen soll ausserdem erzielt werden. Der öffentliche Raum ist für die Parkierung von Autos und für grosse Veloabstellanlagen zu wertvoll.



Somit werden unterschiedliche urbane Lebensräume freigespielt und geschaffen. Sie dienen der Bewegung oder dem Aufenthalt – mit hoher Qualität für alle. Es gibt Räume zur Aneignung und öffentliche Räume, die durchmischt genutzt werden. Da eine bewusste Stadtplanung, einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas leisten sollte, werden alle Stadträume hinsichtlich der gefühlten Aussentemperaturen für verschiedene Massnahmenkombinationen für heisse Sommerbedingungen bewertet, verglichen und planerisch umgesetzt.

Das interdisziplinäre Planungsteam: Studio Vulkan Landschaftsarchitektur / Hosoya Schaefer Architects / B+S Ingenieure und Planer / IBV Hüsler / Brigit Wehrli-Schindler / Drees & Sommer


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