Lebenswertes Stadtzentrum

Team pool Architekten

Qualitäten & Defizite


Der Bahnhofsraum heute:
Wie viel Platz bleibt dem Menschen?


Als Konsequenz der nie realisierten Stadtautobahn «Ypsilon» bleibt der Raum um den Hauptbahnhof heute ein stark verkehrsbelasteter Transitraum. Sein Charakter als Ankunftsort und Bewegungsraum bleibt vom Durchgangsverkehr überlagert, es mangelt an Orientierung und Aufenthaltsqualitäten. In diesem zentralen Stadtraum gilt es ein Gleichgewicht der Flächennutzung zu erreichen.



Der Bahnhofsraum der Zukunft:
Platz frei für ein lebenswertes Stadtzentrum


Der Bahnhof wandelt sich zu einem offenen Stadtraum: ein attraktiver Aufenthaltsort für Alle! Die Nutzbarkeiten sind bestimmt durch ein bewusst gestaltetes Stadtklima. Differenzierte und gut erreichbare, klimatische Qualitäten gehen über den Ansatz der «Hitzeminderung» hinaus: Ein Raum für unterschiedliche Tages- und Jahreszeiten.

Leitidee & Zukunftsbild 2050


«Zürich Zentral»


Der Hauptbahnhof wird zum einladenden Aufenthaltsort für alle gesellschaftlichen Gruppen. Mit seinem vielfältigen Nutzungsangebot, den attraktiven, auf vielfältige Bedürfnisse abgestimmten Aufenthaltsangeboten, der sicheren und effektiven Abwicklung vielfältiger Verkehrsströme sowie der einzigartigen Verbindung von Mobilität, Wasser und Natur vor dem Panorama der Stadt ist Zürich HB/Central die schönste Visitenkarte Zürichs.



Der HB setzt neue Massstäbe für die gerechte und nachhaltige Stadt

  • Ein Bindeglied zwischen den Quartieren: Die heutige Trennwirkung im Stadtgefüge wird aufgelöst, der Bahnhofsraum verbindet die zentralen Quartiere.
  • Tor zur Stadt: Ort der Ankunft in einer Weltstadt: Zürich HB/Central steht für eine repräsentative und gleichzeitig lebenswerte Stadt.
  • Ein Stadtzentrum für alle Menschen: Ein angenehmer, leistungsfähiger und inklusiver Raum, auch bei zukünftig mehr Nutzern*innen.

Orte & Stadtraum


Der Bahnhofquai


Die Nähe zum Wasser ist eine einzigartige und bisher unternutze Qualität des Bahnhofsraums. Diese soll mit der Schaffung neuer Aufenthaltsräume wahrnehmbar werden. Als Teil der öffentlichen Freiraumsequenz entlang des Ufers der «städtischen» Limmat ziehen sich die klimatischen Qualitäten des Flussraumes hier bis auf die Stadtebene. Mit der schrittweisen Befreiung vom Autoverkehr entsteht ein durchlässiger Raum von Bahnhofshalle bis Uferkante. Die unterirdischen Verkehrsbauten werden als Velogaragen umgenutzt, das Globusprovisorium zum Pavillon am Wasser mit frei zugänglichem, offenen Erdgeschoss transformiert.


Der Bahnhofplatz


Als ein Hauptort im Stadtzentrum bietet ein offener und gut querbarer Bahnhofplatz Orientierung in die umliegenden Quartiere. Die Verlagerung von Tramhaltestellen und Autoverkehr schafft Platz für eine Vielfalt an neuen Qualitäten: Aufenthaltsräume im Schatten/in der Sonne, Aussenterrassen der angrenzenden Gebäude und temporären Nutzungen auf dem Platz. Die Eingänge in die Unterwelt des Bahnhofs werden neu strukturiert und auf die Passantenströme aus den Passagen in die oberirdischen Stadträume besser ausgerichtet.



Der Sihlraum


Kürzeste Wege verbinden die Perrons mit der neuen Tramhaltestelle auf der Postbrücke. Der Sihlraum wird als Pendant zur «städtischen» Limmat als wilder, naturnaher Fluss Erholungslandschaft. Auch hier sorgt eine Befreiung von Kasernenstrasse und Gessnerallee vom Autoverkehr für neues Nutzungspotenzial: die Gessnerallee wird mit dem Neubau des Habis Royale zur abendlichen Flaniermeile mit neuen Gastronutzungen direkt am Fluss. Taxistände und Kiss&Ride Parkplätze sind entflochten an den Bahnhof angeschlossen.

Schlüsselthemen & Vertiefung


Vertiefung 1: Verkehr

Verkehr Verträglicher Organisieren

Mit der Verlagerung des Durchgangsverkehrs auf einen Zentrumsgürtel wird ein autobefreites Stadtzentrum denkbar. Besucherverkehr wird in zentrumsnahen Parkhäusern organisiert, Taxi und K&R Stellen richtungsorientiert an den Bahnhof geführt. Für den öffentlichen Verkehr wird eine klare und effiziente Anordnung angestrebt: die bestehende Haltestelle auf dem Bahnhofquai und zwei neue Stationen lateral auf den Brücken mit optimalen Zugängen zu den Perrons. Die Velorouten werden wo möglich entflochten, im Süden auf ein Eigentrassee mit neuer Velobrücke Mühlesteg, im Norden im Mischverkehr über die Museumstrasse.



MIV Prinzip:


  • Autobefreiter Bahnhofplatz
  • Verlagerung nach dem Kaskadenprinzip
  • Abklassierung der Strassen im Zentrum
  • Kein Durchgangsverkehr

ÖV Prinzip:


  • Optimierung der Betrieb- und Reisezeit mit direkter Linienführung
  • Zusammenlegung der Tramstationen Löwenstrasse und Bahnhofplatz auf der Postbrücke
  • Verschiebung Tramstation Sihlquai auf die Zollbrücke
  • Erhalt der denkmalgeschützten Station Bahnhofquai


Velo Prinzip:


  • Schnellrouten als Carré um den Bahnhof auf Eigentrasses Süd-Ost-West, Mischverkehr auf der Nordseite
  • Neue unterirdische Abstellplätze angeschlossen an die Velotunnel Sihlpassage und Bahnhofquai



Vertiefung 2: Stadtklima

«Orte mit erwünschten thermischen Qualitäten neigen von Natur aus dazu, zu sozialen Räumen zu werden, wenn Menschen zusammenkommen, um den dort herrschenden Komfort zu nutzen. Beispiele für Orte mit wichtigen thermischen Qualitäten, die gleichzeitig soziale Räume sind, gibt es in jeder Kultur.»


Heschong, Lisa (1979), Thermal Delight in Architecture, MIT Press, S. 44.


Das Stadtklima und die soziale Sphäre sind in diesem Projekt eng miteinander verknüpft. Der Ansatz geht über die Vermeidung von Hitzeinseln hinaus und versucht ein möglichst differenziertes Angebot an verschiedenen klimatischen Qualitäten und sozialen Räume zu erschaffen. Die Betrachtung bezieht unterschiedliche Jahres- und Tageszeiten mit ein. So entsteht ein vielfältiger Stadtraum, der sich durch die gute Erreichbarkeit unterschiedlicher Atmosphären und Temperaturen auszeichnet.

Das interdisziplinäre Planungsteam: pool Architekten / mrs Partner / adr architectes / S2L / Urban Catalyst / Prof. S. Roesler


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